Baumverehrung

Der Lebensbaum

 der einer Baum Mutter zugeordnet ist

 steht in der Mitte der Welt.

 

Früchte tragender Mutterbaum in Vrsar / Istrien

 

Heiliger Baum in Palästina - Mutter der Fetzen

Überall in Palästina gibt es heilige Bäume und Baumgruppen mit oder ohne Heiligtum. Sie gelten als unantastbar, weil sie der Sitz eines Heiligen sind und bisweilen nach ihm ihren Namen führen; die unter ihnen aufbewahrten Gegenstände dürfen nicht gestohlen werden. Die Verehrer pflegen Tuchfetzen in den Zweigen aufzuhängen, ein Stück ihres Ichs, anstelle einer „Besuchskarte“, damit sich der Heilige ihrer erinnere; ein solcher Baum heißt umm es-Sarait, „Mutter der Fetzen". 1

 

 Mutter der Fetzen in Palästina

 

Hier beschreibt der Autor den Baum eines „Heiligen“, doch es handelt sich hier wohl eher um den Baum einer Muttergöttin, der Mutter der Fetzen. In Palästina wurde sie mit dem Namen umm es-Sarait benannt. Zu ihr kamen die Menschen mit Bitten, Sorgen und Nöten und übten damit ein religiöses Ritual aus, das weltweit bekannt war.

 

Im Alpenraum ist es die Hollunder Mutter vor der sich die Menschen verbeugten und voll Achtung niederknieten. Sie opferten Brot, Wolle Flachs und Milch, um die im Haus- und Hofbaum wohnende Schutzgöttin günstig zu stimmen.

 

 

 

Im Volksmund heißt es: In den Lärchen wohnen die Saligen Frauen, aus Tannen und Fichten kommen die kleinen Kinder, heilige Bäume können bluten. Das weist auf weibliche Eigenschaften, die mit dem Gebären und Nähren, dem Heilen und wieder zum Leben erwecken zu tun haben.

 

Bäume spenden nicht nur wertvolle Früchte, aus ihren Wurzeln und Rinden, Ästen, Blüten und Blättern werden  heilbringende Substanzen gewonnen. Mythen und Sagen preisen vor allem die Heilkraft des Holunders und des Wacholders, der auch Kranawittbaum genannt wurde. Die Birke, die Weide, die Linde oder die Eberesche galten ebenfalls als Symbole der sich alljährlich erneuernden Natur.