Ausflug zum Agnesbründl im Wienerwald

Die Stadt Wien steckt voller Überraschungen - das ist kein Geheimnis. Aber auch das Umland hat einiges zu bieten, was mir bei meinem Ausflug auf den Kahlenberg erst so richtig bewusst wird. Dort wo zwischen den Döblinger Bezirksteilen Nussdorf und Kahlenbergdorf Weingärten und Wienerwald aufeinandertreffen, findet der Naturliebhaber ein Kleinod der Stille, mit Blick auf die Metropole. 

Weinberge am Kahlenberg, Wien
Weinberge am Kahlenberg, Wien

Die Sage vom Agnesbründl

Gustav Guggitz nennt den Baum, an dessen Wurzel eine Quelle entsprang, die Bildbuche auf dem Hermannskogel: 1817 verbreitete sich das Gerücht von einer Buche auf dem Hermannskogel, aus der ein Marienbild herauszuwachsen schien. Daneben entsprang eine Quelle, der man wundertätige Wirkung zuschrieb. Noch im selben Jahr wurde der Baum von der Regierung gefällt und die Quelle zugeschüttet, erst Jahre später wurde sie wieder neu gefasst. (Gustav Guggitz)

 

Einst entsprang diese Quelle

an der Wurzel eines mächtigen Baumes.

 Alte Weiblein erzählen geheimnisvoll

von dem grünen Tor, 

das unter dem Bründl 

zum Kristallpalast führe,

es können aber, so sagen sie,

nur solche Leute den Eingang finden, 

die an die wunderbare Wirkung

des Bründls glauben.

G. Guggitz


Agnes - die Nixe und ihre übernatürlichen Kräfte

Auf einer Tafel neben der Quelle erfahre ich, dass Agnes nach der diese Quelle benannt ist, die Tochter einer Waldfee und eines Königs gewesen sei. Das ist ein wichtiger Hinweis auf die einst hier verehrte Landschaftsgöttin, die zur namenlosen Fee geworden ist. Der Berg hieß früher Kallenberg, die Wortwurzel kall bedeutet Frau, Weib, Mädchen. Der heutige Kahlenberg ist also ein Frauenberg. Die Göttin repräsentiert den Berg und die Landschaft selbst, sie ist mit den Quellen und Flüssen verbunden und zeigt sich hier als Waldfee, Nixe und Quellgöttin.

 

Die Wortwurzel ag bedeutet Stein und nes bedeutet Wasser, der Name Ag-nes bezieht sich auf den Ort selbst und auf das Wasser der Quelle, die hier aus dem steinigen Boden hervor kommt. Es gibt Sagenvarianten, die erzählen, dass im Agnes Bründl eine Nixe lebte, die Menschen beschützte, den Frauen Kinder schenkte und ihnen mit klugem Rat zur Seite stand. 

 

Nixe und Quellgöttin Agnes

 

Zwischen Greifenstein und

Höflein an der Donau

zieht sich gegen Süden ein enges Tal hin, das Paßtal.

Auf einer Seite des Tales steht

einesteinerne Säule

mit einem Kreuz darauf

und nicht weit davon

kommt neben einer Buche

ein Quell aus dem Boden,

den das Volk seit alters her

den Jungbrunnen nennt.

Eine Zeitlang hielt sich in dem Wasser

eine Nixe auf.  

Kuthmayer Friederich

 

Die sagenhafte Nixe des Jungbrunnens

 


Was hat es mit dem Maskentreiben am Kahlenberg auf sich?

 

Mancher wurde Papa, weil sie bei der Agnes war

 

Vor allem am Johannistag, Karfreitag und am Dreikönigstag soll das Agnesbründl von vielen Leuten aufgesucht worden sein. Männer und Frauen kamen sogar getrennt, verkleidet und mit Masken. Gustav Guggitz vertritt die Meinung, dass die Maske und das Maskentreiben ursprünglich ein kultisches Ritual, zur Täuschung der Dämonen in ihrer eigenen Gestalt war, doch auch um Fruchtbarkeit, ohne Gefahr zu erzielen. 

 

Mythen und Sagen erzählen vom Weltbild unserer Ahninnen, deren wichtigstes Fest zur Erneuerung der Fruchtbarkeit der Erde, alljährlich im Frühling gefeiert wurde. Wenn erzählt wird, dass Paare, die gemeinsam beim Bründl der Agnes waren, ein Kind empfingen und daraufhin Eltern wurden, weist das auf einen der vielen "Kinderbrunnen" hin. Vermutlich gab es hier auch eine weit zurück liegende Tradition der Frauen, die Priesterinnen der Göttin waren. Sie hüteten die Quelle und hatten schamanisch seherische Fähigkeiten, zu denen auch die Gabe der Weissagung gehörte.

 

Heute ist es stiller geworden beim  Agnesbründl. Es fließt nur mehr wenig Quellwasser in das kleine, unsaubere Betonbecken. Die ganze Anlage lädt nicht gerade zum Trinken des einst vielgerühmten Wassers, vom sogenannten "Jungbrunnen" ein.

 

Ich wasche mir trotzdem die Hände und das Gesicht und bin erstaunt, wie sehr das Wasser erfrischt.

Der Wunschbaum als Vermittler zur Anderswelt

Zwei Frauen entfernen sich rasch von einem Strauch oberhalb der Quelle. Ob wir sie bei einem Ritual gestört haben? Viele Anliegen werden hier noch fest-gebunden. Mit der Hoffnung auf Erfüllung, flattern sie als bunte Bändchen im Wunsch-Baum, der als Vermittler zur Anderswelt gilt.

 


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