Z`Weihnachten um an Muckengamitzer,
z`Neujahr um an Hahnschrei,
z`Dreikönig um an Hirschensprung und
zu Lichtmeß um a ganze Stund.
„Wenn`s zu Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit." Diese Sprüche kenne ich aus meiner Kindheit, sie
erinnern mich an die eiskalten stürmischen Faschingstage im Februar und an die zahlreichen Eisblumen an den Fenstern unseres Elternhauses. Wir Kinder mussten oft Holz ins Haus tragen, da ich im
Lungau im sogenannten Sibirien von Österreich daheim bin. Auf wärmere Sonnentage freute sich vor allem mein Vater, weil seine Bienenvölker um diese Zeit ihren dringenden Reinigungsflug
brauchten.
Verehrung der Frau Sonne
Frau Berchta öffnet nach den langen kalten Wintertagen im Februar wieder die Himmelstore und lässt die freudig erwartete Sonne heraus. Goldüberflutet kommt eine junge Frau, die Goldmarie unserer Märchen, aus der Anderswelt der Göttin hervor.
Mythen, Märchen und Sagen erzählen vom Jahreskreislauf und von den rhythmischen Zyklen der Natur. Sie erzählen von Frau Berchta der Gabenbringerin, der schenkenden Frau, die von Weihnachten bis Lichtmess übers Land zieht und bei den Menschen einkehrt. Die Sagen betonen dabei den Licht- und Fruchtbarkeitsaspekt der Göttin.
In Hüttschlag / Salzburg wird Frau Berchta als schwarz, zottelig und hexenartig beschrieben. Ältere Angaben beschreiben sie auch als „weiße Frau, hellblond und aus sich selber leuchtend. Wer sie wirklich zu sehen bekäme, habe das ganze Jahr Glück". (Wolfram Richard, Das Wagrainer und Großarler Jahr in Brauch und Glaube)
In Lavant / Osttirol wird erzählt, dass die Sonne am 2. Februar nach dreimonatiger winterlicher Schattenzeit zum ersten Mal wieder den
Kirchbühel von Lavant bescheint. Das ist eine gute Erklärung dafür, dass die Kirche genau auf diesem „Bühel“ gebaut wurde. Vermutlich befand sich hier früher ein Platz zur Messung des
Sonnenstandes, was sehr wichtig für das Überleben unserer Vorfahren war. Sie beobachteten die Auf- und Untergänge der Sonne im Jahres Rythmus sehr genau, um ihren bäuerlichen Kalender und alle
damit verbundenen Tätigkeiten darauf abzustimmen.
Namen wie Mariä Lichtmess, Wetterlostag, Unser Frauentag der Kerzenweihe weisen auf Feuer und Licht, auf das Wetter und somit auf kosmische Ereignisse. Die Wiederkehr der freudig erwarteten Sonne, die von früheren Kulturen als Frau Sonne bezeichnet wurde, steht in dieser Zeit Periode im Mittelpunkt. Ihr wurden in Kals und in Lavant am Lichtmess Tag frische Milch und Sonnenstrauben (eine Mehlspeise) vor die Fenster gestellt. In Weißenbach im Ahrntal gingen die Talbewohner in alter Tracht, mit einer Schüssel voll Milch in den Händen, der wiederkehrenden Sonne entgegen. ( Fink Hans, VerzaubertesLand)
Im Lungau wurden zu Lichtmess Opfergaben in die Kirche von Mariapfarr gebracht, was auf ältere religiöse Traditionen hinweist. Pfarrer Josef Schitter berichtet: Unter den anderen Opfergaben sind hier in Mariapfarr besonders die Flachsopfer üblich gewesen, die in Form von „Haar-Reisten“ und „Werch-Wickel“ am Lichtmeßtag bei einem Opfergang um den Altar in großer Menge der Gottesmutter dargebracht wurden und von denen dann ein Drittel dem Mesner von Althofen nach altem Herkommen zustand. (Pfarrer Schitter, Chronik von Mariapfarr)
Vom Wissen um die Naturgesetze
Die weisen, hilfsbereiten Wildfrauen in Kärnten wussten noch, dass viele Pflanzen zum Wachsen und Gedeihen den Schnee und den Frost brauchen. „Bauer sa Bohn!“ riefen sie und er befolgte ihren Rat. Im Frühling, als der Schnee längst geschmolzen war, wuchsen kräftige Bohnenstauden mit vielen Fruchtschoten empor.
Das Volk der Wildfrauen kannte auch Rituale, Reigen- und Kreistänze, die das Leben und die Fruchtbarkeit förderten. Mit Sonnen betonte die Richtung des Sonnenlaufes im Frühling, der Gegensonnenkreis führte zurück auf den Weg des absterbenden Lebens, den Menschen, Tiere und Pflanzen im Herbst wieder beschreiten.....
Kommentar schreiben