Die Percht geht in der Rauris um
Die Hoisbäuerin hatte am Vorabend des Heiligen Dreikönigtages eine Schüssel voll Krapfen auf den Tisch gestellt, um Frau Percht günstig zu stimmen, denn wenn diese in ein Haus eintritt, gibt es ein gutes Jahr ab. Ein Knecht aber, der nicht aus dem Tal stammte und daher an die Percht nicht glauben wollte, versteckte sich hinter dem Ofen und wollte die Mitternachtsstunde erwarten. Als die Stubenuhr rasselnd zum Zwölfuhrschlage ausholte, öffnete sich die Tür, ein Lichtschein erhellte die Stube, und herein trat ein wunderschönes Weib, begleitet von einer Anzahl kleiner, lieblicher Mädchen, deren „Pfoadln“ (Hemdchen) mit Eisglöcklein behangen waren. Sie blickte ernst umher, erhob drohend die rechte Hand und – weg war sie, fort waren die schönen Mädchen, und Finsternis herrschte wie vorher. Der Knecht aber, der so freventlich den guten Geist vertrieben hatte, war blind bis an sein Lebensende.[1]