Das Ei

 

Das Ei gilt als ein Symbol der Wiedergeburt 

 

 

Ostereier werden rot gefärbt,

denn rot gilt als die Farbe des Lebens

 

Das Ei ist ein uraltes Symbol des Lebens, der Schöpfung und der Wiedergeburt und findet sich in vielen Kulturen und Mythologien der Welt wieder.

 

Eurynome, die griechische Urgöttin tanzte auf dem Urmeer, und ihr ekstatischer Tanz rief einen kräftigen Wind hervor. Sie ergriff ihn und formte daraus die Schlange Ophion. Eurynome erfreute sich an Ophion, paarte sich mit ihm und nahm die Gestalt einer Taube an, um das Weltenei zu legen, aus dem Sonne, Mond und die Erde schlüpften.

 

In der ägyptischen Mythologie, die von der matriarchalen Zeit und den frühen religiösen Vorstellungen geprägt ist, wird das Ei direkt mit der Urgöttin, der Vogelmutter, verbunden. Sie soll ein Ei gelegt haben, das die Grundlage für das gesamte Leben bildete. 

 

In Afrika, insbesondere im Binnendelta des Niger in Mali und im Schari-Logone-Becken südlich des Tschadsees, finden sich archäologische Funde, die das Weltei-Mythologem illustrieren. In diesen Regionen wurden in frühen Urnengräbern Eier oder eiförmige Gefäße gefunden, die symbolisch für die Wiedergeburt des Verstorbenen standen. Die Bestattung in einem Ei war Ausdruck des Glaubens, dass der Tod nicht das Ende, sondern vielmehr der Beginn eines neuen Zyklus war. Der Verstorbene, in einem eiförmigen Behälter beigesetzt, wurde als Teil dieses zyklischen Prozesses der Wiedergeburt verstanden.

 

In den Schöpfungsmythen der Mande und der Kotoko, die in Westafrika beheimatet sind, wird das Ei als Symbol des kosmischen Ursprungs betrachtet. In diesen Mythen teilt sich das Ei in zwei Hälften – Himmel und Erde – und aus diesem geteilten Ei entsteht das erste Leben. Diese Symbolik steht für das harmonische Zusammenspiel der Gegensätze und den Ursprung aller Dinge. Das Ei ist somit nicht nur ein Bild für die Geburt, sondern auch für die Unterscheidung von Himmel und Erde, von geistigem und materiellem Leben. 1

 

 

 Volksbrauchtum mit dem Ei

 

 

Sitzt eine Henne auf goldenen Eiern, dann bedeutet das reichen Bergsegen

 

In der Volkskunde Österreichs spielt das Ei eine zentrale Rolle und wird oft mit magischen und rituellen Handlungen in Verbindung gebracht. Ein Beispiel hierfür ist die Tradition, ein geweihtes Ei in das Feld zu tragen und es dort zu vergraben, um das Wohlwollen der Erdmutter zu erbitten. Auch auf Hausdächern wurden Eier abgelegt, um das Heim zu segnen und vor Unglück zu bewahren.

 

Das Antlass Ei ist ein traditionelles Brauchtum das tief in der Volkskultur verwurzelt ist. Besonders die an den Tagen rund um Ostern, wie dem Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gelegten Hühnereier wurden roh vergraben oder versteckt. Diese Eier galten als magische Objekte mit besonderen Schutz- und Abwehrkräften, die vor Unglück und bösen Geistern schützen sollten.

 

Das Antlass Ei wurde in vielen Gegenden auch zu Weihnachten vergraben, da man davon ausging, dass es die Kräfte der Natur bündelte und das kommende Jahr segnen würde. Die Eier waren ein Symbol für Fruchtbarkeit und Leben und sollten als ein Geschenk an die Mutter Erde verstanden werden. Heute erinnern diese Traditionen an die enge Verbindung zwischen den Menschen und den natürlichen Zyklen ihrer Umwelt.

 

Antlass Eier sind auch ein geschätztes Schutzmittel, das besonders in ländlichen Gebieten Verwendung fand. Diese Eier werden in den drei Kartagen (den Tagen vor Ostern) gelegt und anschließend geweiht. Anders als die traditionellen Ostereier werden Antlass Eier nicht gefärbt, sondern dienen dem Schutz vor Naturgewalten wie Unwettern, Wind, Abrutschungen und Lawinen. Die besondere Bedeutung der Antlass Eier liegt in ihrer symbolischen und rituellen Funktion: Die Schale wird oben und unten aufgebrochen, um die doppelte Wirkung der Weihe zu ermöglichen. In vielen Salzburger Tälern, etwa, wurden sie unter dem Dachfirst oder in den Firstbalken des Hauses aufbewahrt, um vor Blitzschlag zu schützen. Im Lungau hingegen wurden sie im Herd des Hauses sicher verwahrt. 

 

In der Stadt Krems wurden Eier in regelmäßigen Abständen unter der Stadtmauer vergraben. 

 

Im Drau- und Lavantal gibt es den Brauch, in den Rauhnächten Eier- und Milchgaben vor die Tür zu stellen, um den Wind zu besänftigen.

 

In slawischen Kulturen waren Eier und Hühner von großer Bedeutung und wurden als Opfergaben in Seen, Brunnen und Hainen dargebracht, um die Göttin zu ehren.

 

Das Ei hatte auch in den frühen indogermanischen Kulturen eine symbolische Bedeutung. Der erste Pfluggang wurde mit einem Wasserguss und Eierspenden gesegnet, um den Acker fruchtbar zu machen.

 

Das Ei, Symbol des Ursprungs, birgt das Geheimnis des Lebens. Es ist der Schoss der weiblichen Urgöttin, aus dem neues Leben hervorgeht. Dieses Leben entsteht aus ihrer allumfassenden Kraft, wächst und reift, um schließlich zu ihr zurückzukehren. Dort wird es in einem zyklischen Akt der Schöpfung und Zerstörung wiedergeboren, ein ewiger Fluss von Werden und Vergehen. So verbindet sich das Ei mit der Göttin, deren unaufhörlicher Kreislauf von Leben und Tod die Grundlage allen Seins ist.

 

1 -  Keramik Magazin 1/ 85, Afrikanische Keramik südlich der Sahara, S 14

 

 

 

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