Heilige Agatha

Heilige Agatha Kirche Maria Saal

Verehrungstage und Prozessionen 3. – 6.  Februar, 1. Mai, 17. August

 

Der Name Agatha bedeutet die Gute, Agga, Akka ist bei Finnen und Letten die alte Frau, die Großmutter, die Hebamme, die Schöpferin der Menschheit.  

 

Attribute - Abgeschnittene Brüste auf einem Teller, Patera, Opferschale, Fackel, glühende Kohlen, Marterwerkzeuge, Scheiterhaufen, Horn eines Einhorns

 

Die christlichen Legenden berichten, dass Agatha in Catania geboren wurde und aus einer angesehenen Familie stammte. Als überzeugte Christin brachte man sie vor den heidnischen Statthalter, dessen Anschuldigungen sie mit wortgewandten Argumenten begegnete, sodass sie ihn als törichten Wüterich bloßstellte. In maßlosem Zorn ersann er daraufhin die furchtbarsten Grausamkeiten, um sie zu Tode zu quälen, von denen das Abschneiden ihrer Brüste das erschreckendste Beispiel war. Nach einer wundersamen Heilung im Gefängnis starb Agatha nach weiteren Folterungen im Jahre 251 während der Regierungszeit des Kaisers Decius. Ilse Friesen, Die weiblichen Heiligen im Stephansdom, Verlag Berger, Horn/Wien 2019, S 44

 

Bei einem Ätna Ausbruch liefen die Einwohner von Catania zum Grab der Heiligen Agatha und holten ihren Schleier, um die Lavaströme damit aufzuhalten, der Bischof von Catania trug die Brüste der Heiligen, dem Feuerstrom entgegen.

 

Muttergöttinnen als Ahnfrauen

Muttergöttinnen, deren Nachfolge die christliche Heilige Agatha übernommen hat, sind Eurynome – Gaia – Rhea, ihre drei Töchter waren Hera – Demeter – Hestia. Durch die Kulturwanderung der Levante, das sind Länder die östlich von Italien liegen, kamen Göttinnen aus Kreta und Griechenland nach Europa.  

 

 Eine Muttergöttin stillt Zwillinge 6. Jh. v. Chr.

 sie wurde in Megara Hyblaia,

einer griechischen Kolonie in Sizilien, ausgegraben

 

Demeter war eine griechische Göttin, die den Menschen Fruchtbarkeit schenkte und um Schutz vor Hungersnot, Feuer, Erdbeben und Überschwemmungen angerufen wurde. Zu ihr gehört der Schleier, die Fackel, das Getreide und das Brot. Ihre Nahrung spendenden Brüste wurden bei Prozessionen mitgetragen und verehrt. Die Frauen buken an ihrem Festtag kleine Kuchen in Brustform. 

 

Agathabrötchen Mini die Virgini

Kuchen der heiligen Agatha, in einer Bäckerei in Catanien 2023

Bild von Klaus und Elke Bärnthaler

 

Brustförmige Gebildbrote zur Verehrung Nahrung spendender Göttinnen gab es in Italien, Frankreich Spanien und Schottland, in Österreich sind das wohl die Krapfen, ich fand sie auch in Istrien.

 

In Frankreich steht am 5. Februar, dem Verehrungstag der Santa Agueda, die Schutzheilige der verheirateten Frauen und der stillenden Mütter in Mons / Cote Azur, im Mittelpunkt.

In Spanien / Zaragoza gibt es zwei Kirchen  - Madonna de Pilar (von der Säule) und Nuestra Senorra de Portillo, Frauen haben hier ebenfalls am 5. Februar das Sagen, der Verzehr der „Tetas de Santa Agueda“ soll den Frauen Fruchtbarkeit, Erfolg und Glück bei der Geburt garantieren.

 

Hestia war die griechische Göttin des wärmenden Feuers, das Lebenskraft und Vitalität spendet, es reinigt, zerstört und vernichtet.

 

Vulkane galten als Heilige Orte der Göttin der Unterwelt, in denen sie die Seelen hütet. Ätna bedeutet im griechischen Topf, der Berg ist der brodelnde Kessel der Feuergöttin. Die uralte japanische Feuergöttin Fuji kontrollierte den Kessel des Vulkans Fujiyama, der noch heute ein heiliger Pilgerort ist. 

 

Die Priesterinnen der römischen Vesta waren hochgeachtet. Ihr Altar in Rom war ein Symbol des Erdmittelpunktes, wo die jungfräulichen Vestalinnen das ewige Feuer hüteten. Sie hießen Amata, leitet sich der ähnlich klingende Name Agatha davon ab?

 

Sie hüteten und bewahrten das ewige Feuer, während in umgekehrter christlicher Version, die heilige Agatha das Feuer löscht und Lavaströme zum Stillstand bringt.

 

Volkskundliche  Bräuche

 

St. Agathe bringt den meisten Schnee

 

Opfergaben wie Brot, Kerzen, oder Flachs wurden von der christlichen Kirche an ihrem Festtag geweiht.

 

An Brustkrebs erkrankte Frauen bekamen am Verehrungstag der Heiligen ein Agathenbrot, unfruchtbare Frauen machten früher eine Wallfahrt zu einem ihrer Heiligtümer. Wem St. Agatha in Sizilien zu weit weg ist, der könnte nach Maria Saal in Kärnten, nach Bad Goisern zur Agathakirche oder nach St. Agatha in Natternbach in Oberösterreich pilgern.

 

Alte Bauernhäuser sind dem Schutz der heiligen Agatha empfohlen, weil sie bei Feuergefahr hilft

 

Brauchtum das auch heute noch ausgeführt werden kann 

 

Den alten Göttinnen oder der Heiligen Agatha im eigenen Garten Kerzen, Mehl, Weihrauch und Früchte opfern.

 

Auf einem Brett kleine Kerzen für alle im Haus anzünden, auch für verstorbene Angehörige und Ahnen.

 

Einen Dochtfaden ums Haus spannen, der dann zum Kerzengießen verwendet wird, um einen Vorrat für das ganze Jahr zu haben.

 

Im Wald nach einem Agatha Hölzl suchen mit dem Wunsch, dass es Wunden heilen kann.

 

Ich schließe mich der Meinung von Ilse Friesen an, die zum Martyrium der Heiligen Agatha schreibt: Wir wissen heute, dass das frühe Christentum von einer radikalen asketischen Lebenseinstellung geprägt war, deren Auswirkungen durch eine religiös begründete Körperfeindlichkeit, die besonders den weiblichen Körper betraf, bis in die Gegenwart reichen. Wir wollen aber in einer Gesellschaft leben, die das Weibliche mit all seinen lebenspendenden Veranlagungen achtet und mit Hilfe von Gesetzen vor Missbrauch schützt. Ilse Friesen, Die weiblichen Heiligen im Stephansdom, Verlag Berger, Horn/Wien 2019, S 49

 

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